Besuch beim letzten traditionellen Rodelbauer in Tirol

Rodel-Diplom

In St. Margarethen entstehen noch Rodel mit individueller Note und mit eigenem Namen. Natürlich stimmt auch die Pflege der guten Stücke.

Stolz führt Chef Bernhard Lederwasch durch seine Werkstatt in Buch in Tirol in der Silberregion Karwendel. Rodel über Rodel stehen im Eingang, vom Kinderrodel über den klassischen Rodel für Erwachsene bis hin zum Rennrodel. Sie alle warten darauf, von Resi, Kurt oder Tanja zum Rodeln abgeholt zu werden. Diese Namen sind auf den Sitzflächen gestickt.

 

Kein Rodel gleicht dem anderen. Der Tiroler Handwerksbetrieb baut die Rodeln nicht als Massenware, er fertigt sie individuell auf Bestellung. Damit ist die Familie Lederwasch der letzte handwerklich geführte Rodelbauer in Tirol.

Viele Kunden schätzen das: Die Rodeln kosten nicht so viel mehr als andere und überzeugen nicht nur durch ein besonderes Aussehen. Beim Bestellen der Rodel sucht sich der Kunde hier die Art des Rodels aus, und er wählt Größe, Farbe, Länge. Der Rodel lässt sich auf den individuellen Körperbau des Rodlers anpassen: Größere Menschen brauchen einen längeren Rodel, wer breiter ist, sitzt besser in einem breiteren Rodel. Der Rodel wird maßgeschneidert wie eine Hose oder eine Jacke.

 

Apropos Bekleidung und Stoffe: Aus unterschiedlichen Stoffen und Farben sucht sich der künftige Käufer den Bezug des Sitzes. Damit der Rodel dann wirklich unverwechselbar ist, kann er auf die Sitzfläche auch seinen Namen sticken lassen oder ein Edelweiß oder, oder, oder. Individuell und maßgefertigt, wie er möchte. Die Kunden kommen von überall her. Es sind Einheimische darunter, aber auch Gäste, die hier ihren Winterurlaub verbringen.

Es staubt und riecht nach Holz. „Einige Kunden freuen sich über den Holzgeruch, wenn sie bei uns einen Rodel bestellen“, berichtet Bernhard Lederwasch. „Es ist vielen gar nicht mehr bewusst, dass ein Rodel aus Holz hergestellt wird.“ In zweiter Generation führt er seit 2004 mit seiner Frau Helga Gallzeiner Rodel. Gegründet wurde die Firma von Helgas Vater. Als die Übergabe anstand, bot Bernhard an, von Koch auf Tischler umzulernen. Seine Liebe gilt fortan nicht nur seiner Frau, sondern eben auch dem Rodelbau. Beide sind eingefleischte Rodler und stolz, die Tradition des Vaters fortzusetzen.

 

Der hatte in den 1960er Jahren damit angefangen. Zuerst hat er für sich privat einen Rodel gebaut. Da dieser gut funktionierte und er sogar Rennen damit gewann, bekam auch der Rest der Familie Rodeln von Vater Brunner. Sie fuhren damit auf den Rodelbahnen der Region, und durch viele Siege bei Turnieren sprang das Interesse der Brunnerschen Rodel auf andere über.

„Kannst du uns nicht auch solche Rodeln bauen?“, wurde er oft gefragt. Dies führte zur Firmengründung. Anfangs führte er sie nebenbei. Nach und nach aber entwickelte sich das Geschäft. Da der Vater damals im Weiler Gallzein wohnte, bekam die Firma den Namen Gallzeiner Rodel.

 

Auch der Enkel des Gründers, Phillip Lederwasch, ist mit dem Rodelvirus infiziert. Er macht die Ausbildung zum Tischler HTL, um von seinem Vater die Firma zu übernehmen. Am Wochenende hilft er schon mit.

 

Info: www.gallzeiner-rodel.at, www.silberregion-karwendel.com.

 

Wichtiges Wissen rund um den Rodel

Rodelpflege: Ein Gallzeiner Rodel hält ein Leben lang - mit der richtigen Pflege. Helga Lederwasch empfiehlt, den Rodel in einem trockenen, warmen Raum aufzubewahren. Ganz schlecht sind Autogaragen: „Da fährt das nasse Auto hinein, das ist nicht gut fürs Holz.“ Es fängt an zu arbeiten, die Kufe beginnt zu rosten. Tipp: Die Kufen sollten am Ende der Saison gewachst werden, so können sie über den Sommer nicht rosten. Ist die Schiene mal eingerostet , schleuft sie am besten ein professioneller Rodelbauer ab. Das Schleifen mit der Flex ist nicht zu empfehlen. Helga Lederwasch ist stolz darauf, dass manche Kunden mit Erbstücken für einen Service kommen: „Es gibt Kunden, die einen Rodel vom Opa geerbt haben und dann zum Schleifen vorbei bringen. Das machen wir gern.“

 

Rodelgeschichte: Der Gallzeiner Rodelbauer hat Geschichte geschrieben. Zu sehen und zu lesen gibt es sie auch in Jenbach im Museum. Im zweiten Obergeschoss geht es um den Wintersport, auch Teil über das Rodeln. Einer der ersten Gallzeiner Rodel ist dort noch heute zu bestaunen. Zu sehen ist, dass sich im Laufe der Jahre einiges verändert hat, aber die Basis noch heute Gültigkeit hat.

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