Besuch in der Kugelmühle Neidlingen

Wer auf dem Albsteig (HW1), Etappe 7: von Bläsiberg nach Owen unterwegs ist, sollte den Abstecher nach Neidlingen unbedingt einplanen - obwohl er nicht direkt auf der Route liegt. Der kleine Ort am Albtrauf birgt eine kleine Sensation: eine Kugelmühle.

 

Mitten in Neidlingen entstehen Kugeln aus Jura-Marmor der Schwäbischen Alb. Und zwar genau so, wie sie schon seit Jahrtausenden entstehen. Tatsächlich ist die Kugelmühle in Neidlingen eine der letzten produzierenden Kugelmühlen Deutschlands.

 

Wie das Handwerk funktioniert, welche Gerätschaften dazu nötig sind und welche Rolle der Bach vor dem alten Häuschen spielt, all das erklärt der Kugelmüller Metzler in einem kurzweiligen Vortrag. Dazu erklärt er eine (ausrangierte) Kugelmühle, zeigt das Unterteil aus Sandstein und das Oberteil aus Buche mit Flügeln aus Douglasienholz.

 

Die Maschinen, um die Marmorkerne auf ihren Weg zur Kugel zu bringen, hat das kleine Unternehmen selbst entwickelt: „Alle Techniker, die wir gefragt haben, haben und gewarnt: Das schafft ihr nie.“ Aber knitz fügt der Kugelmüller hinzu: „Aber wir haben nicht aufgegeben.“ Da fühlte sich die schwäbische Tüftler-Ehre wohl herausgefordert.

 

Mit Erfolg: Aus einem Marmorblock bohren die Melzers einen Bohrkern heraus, um das Gestein von innen begutachten zu können. Ein weiterer Bohrer holt dann einen Brocken aus dem Kern, der einem aufgeblähten Kissen ähnelt. Nun wird geschliffen, um eine möglichst runde Form zu erhalten.

 

Erst dann kommt die Kugelmühle ins Spiel: In die ausgefrästen Bahnen kommt je nach Größe eine bestimmte Anzahl von Rohlingen, die Mühle wird dann geschlossen und in den Bach gesetzt. Nun treibt Wasser die Flügel an: Binnen 22 bis 24 Stunden verwandeln sich die unförmigen Marmor-Rohlinge unter dem Druck von etwa 30 Kilogramm und ständiger Rotation in Kugeln, wie sie kugeliger nicht sein könnten.

 

Was folgt, ist nach dem nassen, kalten Einsatz des Kugelmüllers im reißenden Wasser die Politur. Danach liegen die Kugeln zum Verkauf aus. Je nach Größe kosten zwischen fünf und 25 Euro.

 

„Und jede ist ein Unikat“, frohlockt Melzer senior. Jura-Marmor sei schließlich vor Urzeiten im Jura-Meer aus lebenden Organismen entstanden. „Die kennen kein Muster, da sieht jeder Stein einzigartig aus.“ Und: „Darauf sind wir mächtig stolz.“

 

All das und noch mehr - etwa die unterschiedlichen Kristalle, welche zum Betrachten ausliegen - erlebt, wer die Kugelmühle in Neidlingen erlebt. Eintritt: zwei Euro, die sich lohnen. Aufgepasst: Die Kugelmühle öffnet nur sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr. Ruhetag ist an jedem letzten Sonntag eines Monats, außer Ostersonntag und Pfingstsonntag.

 

Info: Kugelmühle Neidlingen, Betreiber: Dipl.-Ing. Stefan Metzler, Gießenstraße, 73272 Neidlingen, www.kugelmuehle-neidlingen.de.

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