Ein Platz wie kein anderer

Tag 4: Alpe Prabello: Weite und ein Gotteshäuschen

Nur eine kurze Runde zum vorläufigen Abschied: Den Vormittag nimmt eine kleine, aber feine Wanderung ein. Klein, weil die Gruppe ihre Koffer schon gepackt und deshalb nicht so lange Zeit hat. Nach dem Mittagessen auf der Terrasse des Rifugio Zoia soll es ins 28 Kilometer entfernte Chiareggio gehen. Dort, so sieht es das Programm vor, läuft der zweite Teil der Standortwoche von Oase Alpin.

Um noch einmal einen Blick auf die schon ein kleines bisschen vertrauten Hochtäler zu werfen, laufen die Wander*innen bis zur Alpe Campagneda (siehe gestern), um dort in Richtung Alpe Prabello abzubiegen. Das Wetter meint es gut mit ihnen und spannt einen blauen Himmel über das Land.

Sanft schlängelt sich der Weg über bewaldete Hügel. Die Weite erinnert mit ihren Hochebenen und den schneebedeckten Gipfeln am Horizont eher an kanadische Nationalparks denn an die Zentralalpen.

Dann öffnet sich das Panorama noch weiter, und ein winziges Dorf zieht die Blicke auf sich: Auf der topfebenen Hochfläche stehen ein paar Häuschen, gebaut nach der traditionellen Art mit Steindächern. Ein Bach versorgt die wenigen Menschen, die hier wohnen, mit glasklarem, eiskalten Trinkwasser. Auf einer Anhöhe steht eine Kirche: Maria Regina della Pace (Maria, die Königin des Friedens) von 1919.

Sofort läuft die Gruppe zu dem Gotteshäuschen, bleibt stehen, späht ins dunkle Innere, spürt die Atmosphäre. Andrea, eine der Teilnehmerinnen, spricht sogar von einem Kraftplatz, der dieser Ort für sie sei.

Auf einer anderen Anhöhe lockt ein Kraftplatz der weltlichen Art: Rifugio Cristina. Die Hütte, in der auch Wander*innen auf ihrem Weg durchs Valmalenco übernachten, serviert Leckereien auf der sonnengefluteten Terrasse. Cappuccino, Birnensaftschorle, selbstgebackenen Kuchen, von dem einer aussieht wie eine Blutwurst, aber ungleich schokoladiger schmeckt.

Quasi doppelt gestärkt, läuft die Gruppe noch eine Runde, genießt den Blick auf den Pizzo Scalino (3.232 Meter über NN) und beschließt, dessen Gipfel beim nächsten Mal zu besteigen.

Der Weg zurück führt an den steilen Kletterfelsen vorbei – und tatsächlich erklimmen einige Kletterer die senkrechten Wände. Unglaublich.

Nach besagtem Mittagessen im Rifugio Zoia und dem äußerst komfortablen Gepäcktransport auf der hauseigenen Lastenseilbahn zum Parkplatz heißt es, Abschied zu nehmen von dieser außergewöhnlich gemütlichen und gut geführten Hütte. Emanuele und sein Team winken, dann beginnt die einstündige Fahrt ins Nachbartal.

Das Hotel Chalet Tana del Grillo in Chiareggio auf 1.600 Meter Seehöhe bildet die Unterkunft für die nächsten drei Nächte. Von hier stehen noch tolle Touren an. Davon gibt es morgen mehr.

Fotos: Claus-Georg Petri

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