Erste Umstellung im Programm: Die Gruppe visiert heute die Madritschspitze an. Von der Zufallhütte aus ist der Gipfel gut zu sehen. Thomas Dempfle meinte, diese Tour sei besser zum Einlaufen in einer Woche, in der ausschließlich Hammertouren auf dem Programm stehen.
Gesagt, getan: Alle Wanderfreunde standen pünktlich um 8.00 Uhr nach dem Frühstück bereit - mit identischen Rucksäcken: Als Belohnung für mindestens 50 Gipfel in den vergangenen zwölf Jahren hatte er gestern Abend jedem der treuen Teilnehmer einen Deuter Trail Pro 34 SL spendiert, für die Damen in edlem Grau, für Männer in schickem Orange. Eine tolle Geste, die am Morgen mit einem Gruppenbild von hinten belohnt wurde.
So ausgestattet, ging es in strahlendem Sonnenschein los. Der Weg mit der Nummer 150 führte durch das Martelltal, wo bunte Blumen mit ihrer Blütenpracht die Wiesen verzauberten. Von Gletschern zu Linken donnerte Wasser talwärts. Auch in dieser Gegend Südtirols ist das Abschmelzen der Ferner nicht zu stoppen, sie haben bereits einen Großteil ihres einstigen Volumens verloren.
Steinmännchen wiesen schließlich den Weg auf dem Pfad Nummer 42. Steiler und dann wieder über nur leicht ansteigende Terrassen strebte die Gruppe ihrem Ziel entgegen. Schnell gewannen die Wanderer an Höhe, ab 2.500 Meter über NN war die Vegetationsgrenze überschritten. Steine und Geröll auf dem breiten Südgrat bis zum Gipfel. Dazu die dünner werdende Luft ab 3.000 Metern.
Es galt, den inneren Schweinehund zu überwinden. Nach wenigen Schritten anhalten und durchatmen, dann Argumente finden, doch weiterzulaufen. Es soll eine tolle Aussicht auf den Ortler geben, hatte es geheißen, Also los, ist doch nicht mehr weit.
Auf einmal war das Gipfelkreuz mit seinen metallischen Sonnenstrahlen zu sehen. Nur noch ein paar hundert Meter entfernt und wenige Höhenmeter. Los also, die Schritte setzen, gleich ist es geschafft.
Tatsächlich: Der Ausblick von dem Gipfelkreuz war überwältigend. Ganz unten ein winzig wirkendes Skigebiet von Sulden, dahinter ein Felsmassiv - der Ortler in voller Pracht. Weiter links Gletscher und schroffe Gipfel (Panoramafoto siehe oben). Ein schönerer Brotzeitplatz dürfte heute kaum zu finden gewesen sein. Erst Jacken, dann Brote raus, Schnitzel vom Abendessen gestern, danach ein Apfel aus Südtirol. Herrlich.
Der erste 3.000er dieser Woche ist geschafft. Es war ein ganz besonderes Erlebnis, über 3.000 Meter zu steigen. Die Welt ist hier oben eine andere, nicht zu vergleichen mit Bergwanderungen, die in weniger großer Höhe verlaufen. Es ist schroff dort oben, steinig, stürmisch und rau. Eben ein Abenteuer - und nur das erste für diese Woche.
Gehzeit 6 Stunden, Aufstieg 999 Hm, Abstieg 999 Hm, Länge 12 km