Uff. Das gestrige Motto „bergauf“ reicht heute nicht. Es muss heißen: „steil bergauf“. Irgendwoher müssen die 1.600 Höhenmeter ja kommen, die von der Reintalangerhütte (1.370 m) auf die Zugsitze zusammenkommen. Immerhin kratzt Deutschlands höchster berg mit seinen 2.963 Meter über NN knapp an der 3.000er Marke.
Deutschlands höchster Berg: das Ziel des Tages, das Ziel der Woche, das Ziel der Fernwanderung. Eines, das Respekt verdient und den Wanderern auf der heutigen Tour einiges abverlangt.
Wobei der Tag mit einem tollen Auftakt beginnt: Nur ein paar Minuten hinter der Reintalangerhütte entspringt die Partnach aus dem blanken Fels in einem mächtigen Strudel. Ihr glasklaren Wasser stürzt sich unüberhörbar nach nur wenigen Metern über eine Kante in die Tiefe - der erste Wasserfall auf dem Weg hinunter ins Tal.
Nach dieser erfrischenden Start geht es zum ersten Mal steil bergauf bis zur Knorrhütte auf 2.052 Meter Seehöhe. Schafe säumen den Weg zu der willkommenen Oase: Die ersten Getränke geben neue Kraft auf dem noch immer 900 Höhenmeter langen Weg. Der führt weiter hinauf durch immer dichteren Nebel aufs Zugspitzplatt bis zur Station Sonnalpin.
Hier scheiden sich die Geister: Nicht alle der Gruppe haben noch Lust, Kraft oder Muße, die Zugspitze per pedes zu erobern. Sie wählen den leichteren Weg - die Seilbahn.
Aber was erwartet die anderen, welche die Herausforderung annehmen? Zunächst ein nicht enden wollendes Schotterfeld. Zwei Schritt vor, einen zurück - es geht auch hier steil bergauf, wenn auch kräftezehrend.
Dann endlich ist der nackte Fels erreicht. Die Trekkingstöcke verschwinden in den Rucksäcken: An der nun folgenden, durch Stahlseile gesicherten Etappe, sie erstreckt sich über etwa 400 Höhenmeter, sind beide Hände gefragt. Handschuhe an und los.
Schnell geht es hinauf, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind auf diesem Weg unbedingt vonnöten. Außerdem ist der Nebel erbarmungslos und gibt keinen Blick frei auf, nicht einmal auf den sich Schritt für Schritt nähernden Gipfel mit seinem markanten goldenen Kreuz.
Das ist aber selbst auf der Plattform, auf der auch das Münchner Haus, eine bewirtschaftete Hütte, steht, noch lange nicht erreicht. Was folgt, ist eine Kletterpartie, die zwar nicht lang ist, es aber trotzdem in sich hat.
Stählerne Stiegen und Leitern, dazu immer wieder Stahlseile sichern den Weg über den von unzähligen Schritten blankgeriebenen Fels ab. Neben manchen Schritt geht es tief hinunter in eine gähnende Leere. Auch hier sind starke Nerven und nach dem anstrengenden Marsch zuvor eine gute Kondition gefordert.
Dann jedoch, in einem erhebenden Moment ist es erreicht: Das goldene Gipfelkreuz auf der Zugspitze. Deutschlands höchster Berg ist bezwungen und die Fernwanderung, die erlebnisreiche Woche, zu einem bewegenden Ende gekommen - und zu einem krönenden Abschluss.
Fotos: Claus-Georg Petri, Andrea Hild (1)
Gehzeit ca. 6 Stunden, Aufstieg 1.600 m, Abstieg 0 m, Länge ca. 7,5 km