Tag 5: Eishof - Montferthof - Pirchhof

Was anziehen? Diese Frage stellt sich heute jeder, der am Morgen aus dem Fenster schaut. Wolken hängen tief und verschlucken die umgebenden Gipfel des malerischen Pfossentals. In der Nacht hat es geregnet, und der dunkle Himmel sieht aus, als würde sich das Wetter fortsetzen.

 

„Also, zieht am besten euer Regenzeug an“ rät Thomas Dempfle, „wenn nicht heute - wann dann?“ Mit dem leisen Rascheln wasserfester Klamotten setzt sich die Gruppe in Bewegung. Vor ihr liegt ein langer Tag: 23 Kilometer, 600 Höhenmeter Auf- und 1.200 Höhenmeter Abstieg, verpackt in ein ständiges Auf und Ab.

 

Es geht durch Wald voller knorriger Lärchen. Der Weg führt immer wieder durch menschhohes Gras, das mit seinen nassen Blättern und Rispen nach den Wanderern greift. Brennesseln, diesmal nicht als Knödel, erwischen nackte Waden und Unterarme. Und: Bei Regen bekommt der Begriff „Waldbaden“ einen viel tieferen Sinn.

 

Um seine Wanderer bei Laune zu halten, spendiert der Bergführer unterwegs eine Runde Kaffee. Das hebt die Stimmung. Tatsächlich lässt sich immer wieder mal die Sonne blicken. Als kurze Pause und Regenzeug runter. Die dichten Hosen und Jacken halten die Feuchtigkeit gut ab, dummerweise aber von außen wie von innen. Dampfende Körper sind die Folge. Einige trotzen der unsicheren Wettervorhersage und wandern sogar mit kurzer Hose und Funktionsshirt - kalt ist es nicht.

 

Dann vor einer Wiese ein aufschlussreiches Schild: „Achtung: Im gesamten Pfossental gibt es kein Mobilnetz.“ Tatsächlich war gestern niemand aus der Gruppe telefonisch oder online zu erreichen. Mit dem Eintritt ins Schnalstal ändert sich das. Pause, Smartphones raus - endlich. Auch, um zu fotografieren: Der Blick in das tiefe Tal und auf den kleinen Ort Katharinenberg will festgehalten werden.

 

Pause in der Wiese zwischen Wildblumen wie Taubenkropf-Leimkraut und Glockenblume. Alle brauchen nach den ersten zehn Kilometern eine Stärkung. Susanne genießt einen Spinatknödel, den sie vor kurzem nicht geschafft und in einer Box mitgenommen hat, es kreisen Süßigkeiten und Nüsse, Kekse machen die Runde. Der Begriff „Gebäcktransport“ bekommt einen leckeren Beigeschmack.

 

Weiter folgt der Weg dem steten Auf und Ab, das ordentlich in die Beine geht. Immer wieder eröffnen sich weite Blicke, etwa auf Schloss Juval, in dem Reinhold Messner im Sommer residiert. Das alte Gemäuer steht über einer schier unendlichen Tiefebene, die Apfelplantagen in symmetrische Felder und Linien einteilen.

 

Mal ist es trocken, mal tröpfelt es, und zum Glück ist bald der Montferthof auf 1.475 Meter Seehöhe erreicht. Ein liebevoll gepflegtes Anwesen mit riesigem Holunder, dessen Blüten in erfrischender selbstgemachter Schorle schmecken. Es gibt Spiegeleier mit Bratkartoffeln und Gerstlsuppe. Zeit, um neue Kraft zu sammeln.

 

Die ist nötig: Die letzten Kilometer ziehen sich wie Kaugummi. Eine Hängebrücke über eine erstaunlich tiefe Schlucht kürzt den Weg etwas ab: willkommene Abwechslung bei dem Auf und Ab, dem die Füße folgen. Kurz darauf gelangen die müden Wanderer zum Pirchhof auf 1.445 Meter über NN. Erstmal mit dem obligatorischen alkoholfreien Begrüßungs-Weizen anstoßen. Erstaunlich, wie sich dieses isotonische Getränk auch in der Bergwelt mehr und mehr durchsetzt.

 

Die gemütlichen Zimmer befinden sich in einem uralten Haus, das zu dem Erbhof gehört. Das Abendessen steht kurz bevor. Die Wolken hängen noch immer tief.

 

Aufstieg 600 Hm, Abstieg 1.250 Hm, 8 Sunden, 23 Kilometer

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