Ein See, den Bergen so nah

Tag 6: Lago Pirola: Wald und Felsblöcke

Ja ja, dieser Massimo. Gestern noch war seine herrliches Abendessen Gesprächsthema, heute dreht sich beim Frühstück alles um den gestrigen Abend. Von wegen, ein paar Lieder auf der Ziehharmonika spielen. Massimo hat zwei Kumpels geholt, und das Trio hat die Gruppe zweieinhalb Stunden mit Live-Musik verwöhnt. Da war Stimmung in der Bude, Senior Sepp hat es nicht mehr auf dem Stuhl gehalten, er musste mit seiner Tochter Andrea eine flotte Sohle aufs Parkett legen.

Naja, es war etwas später als sonst, gestern Abend. Entsprechend klein sind noch ein paar Augen. Doch pünktlich um 8 Uhr stehen alle abmarschbereit vor der Tür des Hotels Tana del Grillo.

Die Tour beginnt wie üblich mit einem Aufstieg durch dichten Mischwald steil den Berg hinauf. Die vielen Bäume, Büsche und Latschen, die hier an den Hängen wachsen, sind eine Versicherung für die Dörfer und Höfe im Tal: Sie schützen sie vor Schneelawinen und Steinabgängen. Für die Wander*innen sind sie eine herrliche Kulisse unter strahlend blauem Himmel, um unterwegs komplett abzuschalten.

Das Ziel des Tages, der Lago Pirola, ein Stausee für grünen Strom auf 2.280 Meter über NN, ist schon nach gut 90 Minuten erreicht. Mittlerweile schafft die Gruppe 400 Höhenmeter in der Stunde. Die Touren der letzten Tage haben Kondition und Kraft deutlich anwachsen lassen.

Dennoch ist eine Pause gut gelegen. Mit Blick auf den türkis-blauen See, den hohe Berge wie der 3.678 Meter hohe Monte Disgrazia einrahmen, lassen sich die Freunde ihre üblichen Snacks schmecken. Nüsse, Studentenfutter und Obst machen die Runde.

Der weitere Weg gestaltet sich nicht ganz so einfach wie der Aufstieg. Riesige Flächen voller Felsblöcke, teils bis Kleinwagengröße, müssen überwunden werden. Kein leichtes Unterfangen: Manche Felsen sind wackelig, andere glatt, die nächsten zu schräg, um auf ihnen lang zu stehen.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: schnell darüber springen oder bedächtig jeden Schritt setzen. Letztlich bewährt sich eine gesunde Mischung aus beidem, die jedem aus der Gruppe gerecht wird. Wichtigstes Ziel ist nicht, möglichst fix am Ziel anzukommen, Ziel ist, heil anzukommen.

Das schaffen alle. Eine Handvoll Unverbesserlicher baut sogar noch einen Abstecher auf den Gipfel des Torrione Porro (2.435 m) in die Tour ein. Die anderen gehen schon vor zu der lombardischen Hütte Rifugio Ventina im Tal. Dort treffen sich bald drauf wieder alle, um was zu essen? Klar Pasta mit Tomatensoße.

Nach dem gestrigen Ausfall auf dem Rifugio Longoni schmecken sie besonders gut. Doch das mehrgängige Menü am Abend im Hotel Tano del Grillo – das ist nach der elf Kilometer langen Runde und 800 Höhenmetern Auf-/Abstieg freilich nicht zu toppen. Musiker Massimo ist eben in erster Linie ein Superkoch.

Fotos: Claus-Georg Petri

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