Aufstieg vorbei am Chalet de la Balme (1.706 m) über den Col du Bonhomme (2.329 m) zum Col des Fours (2.665 m), dem höchsten Punkt dieser Woche. Weiter geht es auf der Südseite des Mont Blanc Massivs über Felsbänder und steile Wiesenwege nach Ville des Glaciers und gemütlich hinunter zum Chalet les Mottets (1.868 m).
Gehzeit ca. 8 Stunden, Aufstieg 1.300 m, Abstieg 1.000 m. km, Länge ca. 15,5 km
Es gibt ihn doch, den Mont Blanc. Heute durfte die Gruppe einen ersten Blick auf den lang ersehnten Gipfel werfen – und das auch noch an der höchsten Stelle der gesamten Tour, am Col de Fours auf 2.665 Meter über NN. Also gleich zwei Höhepunkte auf einmal.
Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Nach dem Frühstück um sieben ging es eine Stunde später ab in die Bergwelt des Mont-Blanc-Massivs. Von der Hütte führte der Aufstieg steil hinauf. Es dauerte nicht lang, bis die ersten Schneefelder erreicht waren. Zeit, die Grödeln unterzuschnallen und die Gamaschen. „Dazu tragt noch Handschuhe und ein langärmliges Shirt“, mahnte Tourguide Thomas Dempfle, „der Schnee ist harsch, falls jemand abrutscht, verletzt er sich nur unnötig ohne diesen Schutz. Immerhin herrschen hier hochalpine Verhältnisse.“
Hintereinander lief die Gruppe Schritt für Schritt hinauf zum 2.329 Meter hohen Col de Bonhomme. Und obwohl die Geschwindigkeit eher langsam erschien, bewältigten die Wanderer auf dem Schneefeld sehr schnell die nötigen Höhenmeter.
Mittagspause in der Hütte Refuge de la Croix de Col de Bonhomme nur wenige Schritte abseits des Passes. Gemüsesuppe mit Käse und Spaghetti stärkten die Wanderer, dazu jede Menge Bergwasser aus dem Hahn. Köstlich.
Gestärkt packte die Gruppe besagten Col de Fours an, ohne zu wissen, dass von dem höchsten Punkt der Tour das erste Mal der Mont Blanc zu sehen sein sollte. Und: Von nun an verlief diese Tagesetappe (fast) nur noch bergab.
Doch aufgepasst: Hier, auf 2.500 Meter Seehöhe, war die Schneedecke noch beinahe durchgängig geschlossen. Spikes und Gamaschen, langärmlige Hemden und Handschuhe kamen erneut zum Einsatz, Ganz ehrlich: Schlecht war diese Sicherheitskleidung nicht, schützte sie doch auch vor der Sonne, die von einem makellos blauen Himmel herunter brannte.
Langsam verlief sich der Weg aus den Schneefeldern zu grünen Inseln, die tosende Wasserfälle umgaben. Zeit für eine kleine Pause: Nüsse und Energieriegel raus, dazu Wasser, Wasser, Wasser.
Weiter unten schließlich konnten sich die Wanderer kaum satt sehen an den Blumen: Orchideen, Trollblumen, Enzian, Sumpfdotterblumen, Schusternägel und vieles mehr – in nicht gekannter Fülle und Vielfalt. Ganze Wiesen voller bunter Blüten, dicht an dicht. „Sie wissen, dass sie hier oben nicht viel Zeit haben“, erklärte einer aus der Gruppe, „deshalb wachsen sie so unbändig.“
Auf halber Höhe war das Refuge des Mottets bereits zu sehen. Der Weg dorthin dauerte noch gut zwei Stunden durch Hitze, die sich mit jedem Meter abwärts steigerte. Doch auch diese Tour wurde gemeistert.
Das erste große Bier (6 Euro) löschte grandios den ersten Durst. Das Matratzenlager hatte diesmal besonderen Charme: Es ist in einem alten Kuhstall untergebracht. Der ehemalige Bauernhof ist ein beliebtes Ziel für Wanderer auf der Tour du Mont Blanc – und an diesem Abschnitt auch die einzige Unterkunft.
An den markanten Punkten der Runde trafen sich verschiedene Gruppen immer wieder – und nun auch hier. Der Abend versprach, international zu werden. Aber wahrscheinlich ziemlich kurz: Alle waren nach diesem Tag ganz schön geschlaucht.
Tatsächlich setzte sich das Sprachenpuzzle zusammen aus Chinesisch, Deutsch, Englisch (USA, Kanada und Neuseeland), Französisch und Norwegisch. Toll war, als die Wirtin, quasi als Nachtisch nach dem Nachtisch auf ihrer Drehorgel einige Lieder spielte – und bei „Oh, Champs d’Élisees“ und „Halleluja“ fast alle mitsangen. Ein unvergesslicher Augenblick.
Morgen geht es nach Italien. Mal sehen, was dort so alles anders ist. Es solle, so versprach eine Mitarbeiterin der Refuge des Mottets, dort mit Sicherheit Internet-Zugang und Handynetz geben.In Frankreich war das bisher Mangelware. Abwarten.