Tag 5: Ruhetag - Abenteuer Breitachklamm

Text und Fotos: Claus-Georg Petri

"Ein Tag zur freien Verfügung. Ganz nach den eigenen Wünschen lässt sich dieser Auszeittag gestalten und
genießen." So heißt es in der Ausschreibung dieser Standortwoche von der Oberstdorfer Bergschule Oase Alpin

 

Gesagt, getan. Flugs hat Ingwer, Senior der Gruppe, ein Programm für den willkommenen Tag ausgearbeitet - damit es nicht langweilig wird: Mit dem Walserbus bis zur Haltestelle Walserschanz, von dort durch die Breitachklamm, dahinter steil den Berg hoch zur Alpe Dornach, Mittagsrast. Dann noch eine kurze Wanderung zum Bus als Abschluss des Auszeit-Wandertags. Klingt prima, oder?

 

Nicht alle haben sich diesem Plan angeschlossen. Ein paar Wanderer sind lieber nach Oberstdorf zum Bummel und Geldausgeben gefahren, Seniorin Helga zu einer Wanderung aufgebrochen, die sie immer schon mal machen wollte, Christiane und Regine haben sich E-Bikes ausgeliehen. Der Tag kann kommen. Sonne, ein paar Wolken - ideal für alle Pläne.

 

Vor allem für die Breitachklamm: eine Stunde Abenteuer auf zwei Kilometern. Senkrechte Wände, von denen Wasser tropft und spritzt und sprudelt, oben ist ein Spalt blauer Himmel auszumachen, in gähnender Tiefe tost die Breitach, die diese Klamm in den letzten 15.000 Jahren in den Kalkstein gefräst hat. Hat sie gut gemacht.

 

An einer Stelle ist die tiefste Klamm der Bayerischen Alpen und die tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas so schmal, dass die gegenüberliegende Wand zu berühren ist. Auch durch diesen Engpass muss das gesamte Wasser hindurch. Hier entsteht ein Schlund, der alles, was dort hineinfällt, verschluckt. Obwohl Geländer den Weg durch die Klamm sichern, ist Respekt vor der Kraft der Natur geboten - zumal der Boden nass ist. Passieren kann an solchen Tagen wie heute wohl nichts.

 

Anders, als am 23. September 1995 morgens um 6 Uhr 50.000 Kubikmeter Felsen in die Schlucht stürzten, sie versperrten und sich dadurch 300.000 Kubikmeter Wasser aufstauten. Der Druck wuchs so stark an, dass die Massen am 23. März 1996 den Damm durchbrachen, die Breitachklamm überschwemmten und verwüsteten.

 

Tatsächlich staut sich immer wieder Alpenhochwasser in der Breitachklamm, ein Schild zeigt die Pegelstände an. Bisher am höchsten stieg das Wasser am 23. August 2005 - auf 6,60 Meter über jene Brücke, über die heute die Gruppe trockenen Fußes gelangt. Unter ihnen tost und brüllt und donnert der Fluss.

 

Nach so viel Wasser kann ein Bier nicht schaden. Aber um zur Mittagsrast auf der Alpe Dornach zu gelangen, muss ein elend langer und steiler Auftsieg durch den Wald bewältigt werden. Schweiß treibend und Durst fördernd.

 

Die Einkehr ist eine Belohnung in jeder Hinisicht: leckeres Essen, selbst gebrautes Bier, sehr nette Bedienung und ein gigantisches Panorama. Das lassen sich auch Christiane und Regine nicht entgehen: Überraschend kreuzen sie mit ihren E-Bikes auf, wie schön.

 

Danach noch das letzte Stück, eine halbe Stunde zu Fuß bis zur Bushaltestelle Walserschanz. Am Hotel Alte Krone in Mittelberg grummelt der Himmel, es regnet. Macht nichts: Die Gruppe entspannt in der Sauna.

 

Alles ist möglich am Tag zur freien Verfügung.

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